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Berufskrankheit Boreout
Müde vom Nichtstun? Krank vor Unterforderung? So paradox es klingen mag, Langeweile am Arbeitsplatz führt langfristig zu den gleichen Symptomen wie Überforderung. Experten nennen das Phänomen Boreout.
Was tun, wenn alle Akten bearbeitet, sämtliche Korrespondenzen erledigt und die Schränke neu eingeräumt sind – die Uhr aber erst 10 Uhr morgens zeigt? Wo findet sich eine weitere sinnvolle Beschäftigung? Wie lässt sich die Untätigkeit vor Vorgesetzten und Kollegen verbergen? "In unserer stark leistungsorientierten Arbeitswelt will kaum jemand zugeben, dass er oder sie sich im Beruf langweilt“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinern der BARMER GEK. „Also investieren unterforderte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer viel Zeit und Kreativität, um einen besonders geschäftigen Eindruck zu machen. Und das kann sehr anstrengend sein."
Boreout und Burnout – zwei verwandte Phänomene
Wenn zu wenige oder zu eintönige Arbeit Langeweile (engl. boredom) erzeugt und den Berufsalltag vergiftet, sprechen Psychologen vom Boreout. Die Namensähnlichkeit zum Burnout, dem Ausgebranntsein durch zu viele, zu anspruchsvolle Arbeit, ist bewusst gewählt. In beiden Situationen wenden die Betroffenen viel Energie auf, um der unnatürlichen Arbeitssituation zu begegnen. Daraus ergeben sich langfristig die gleichen Folgen. Dr. Marschall beschreibt die Anzeichen des Boreouts wie folgt: „Die Symptome ähneln häufig denen eines klassischen Burnouts und reichen von Schlaflosigkeit über Magen- und Kopfschmerzen bis hin zu Muskelzucken und Rückenproblemen."
Wege aus der Langeweile
„Manchmal führt schlicht eine ungerechte Arbeitsverteilung innerhalb einer Abteilung zu deutlichen Belastungsunterschieden“, weiß Dr. Marschall. Weitere Gründe seien Umstrukturierungen und der Wegfall bestimmter Arbeitsbereiche, so die Expertin. Den Betroffenen rät sie, sich aus der Opferrolle zu begeben und die Initiative zu ergreifen. Oft hilft schon ein offenes Gespräch mit dem Arbeitgeber, in anderen Fällen ist ein Arbeitsplatzwechsel angebracht. „Wer aktiv wird, findet früher oder später einen Weg aus dem Dilemma", betont die Ärztin.
06.12.2018 | Susanne Schmid/ BARMER GEK